2017-03-01
In der Halle h?ngen keine Abgase mehr
An der Rampe vor der Lagerhalle warten morgens Träger und Staplerfahrer, schauen in den Regen und trinken Tee. Ab und zu lädt ein Spediteur ein wenig Ware ab. Nach dem Mittagessen belebt sich die Rampe langsam, bis am späten Nachmittag und Abend im Minutentakt die Lastwagen kommen. Träger laden Berge von Kartons auf einheitliche Paletten, Niederhubwagen und elektrische Gabelstapler surren umeinander herum, und es scheint nur so, als seien sie ohne System unterwegs. In hohem Tempo steuern die Fahrer ihre Stapler hin und her und bringen eine Palette nach der anderen zur Röntgenkontrolle. Von dort gelangen sie in die Halle am Vorfeld des Bao'an International Airport der südchinesischen Metropole Shenzhen. Alltag beim International Cargo Centre Shenzhen (ICCS), einem Joint Venture von Lufthansa Cargo und Shenzhen Airport Co. Seit August 2016 besitzt ICCS zwei Dutzend 2,5-Tonnen-Elektrostapler von Linde (China), die alte Dieselstapler gleicher Größe ersetzt haben.
Zu den Stoßzeiten am Abend sowie jeden Donnerstag bis Samstag sind alle 24 E-Stapler gleichzeitig im Einsatz. „Als wir noch die Dieselstapler hatten, konnte man dann die Abgase in der Halle hängen sehen", sagt Lin Jiepeng, Senior Operation Manager bei ICCS. „Wir haben uns Sorgen um die Gesundheit der Belegschaft gemacht; viele bei uns sind über 50 Jahre alt." Mit der Umstellung auf die E-Stapler schlage ICCS zwei Fliegen mit einer Klappe, betont Beate Berke, Managing Director von ICCS: „Wir tun etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter und unterstützen die Umweltpolitik der Stadtregierung." Shenzhen investierte rund 4,4 Milliarden Euro in ein „Blue-Sky"-Projekt zur Luftreinhaltung: Mehr als 300.000 Fahrzeuge mit hohen Abgaswerten wurden von der Straße genommen, 1.300 Schiffe stiegen im Hafen auf Öl mit niedrigem Schwefelgehalt um, und die Stadt fördert die wachsende Flotte vor Ort produzierter Elektro-Taxis. Für alte Dieselstapler gibt es zudem keine Lizenz mehr zum Befahren des Vorfeldes, auf dem die Cargoflieger warten, wie Berke berichtet.
Um auch chinesischen Firmen mit kleinerem Geldbeutel einen Elektro-Stapler mit Linde Qualität und Linde Service anzubieten, startet KION jetzt die Linde Smart Line. Äußerlich unterscheiden sich die roten Stapler praktisch nicht von dem Premium-Produkt. Nur ein paar Dinge wurden vereinfacht, um Kosten zu sparen – und damit das Gerät preiswerter anbieten zu können. So kann etwa die Batterie nur vertikal entnommen werden und nicht seitwärts. Die Gangschaltung ist simpler. Dem Motor fehlen ein paar Extras, und es gibt generell weniger Optionen zur Auswahl. Trotzdem sind es echte Linde Stapler. „Die Zielgruppe der Smart Line sind Kunden, die viel Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legen", sagt Dean Xie. Linde will damit in den oberen Teil des Economy-Segments vorstoßen. Die ab dem Frühjahr 2017 nur in Xiamen produzierte Smart Line wird oberhalb der KION Economy-Marke Baoli platziert sein.
Zunächst wird es die Smart Line-Stapler nur in der Elektro-Version geben. Später solle sie die komplette Bandbreite umfassen, sagt Xie – wobei der Elektro-Anteil mit 40 bis70 Prozent dauerhaft hoch bleiben werde. Auch ein späterer Export in andere Länder Asiens ist durchaus möglich. „Dort geht der Trend ja ebenfalls Richtung Elektrostapler", sagt Xie.
Vor der Umstellung auf Elektro-Stapler testete ICCS mehrere Anbieter. Bei Linde stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis, ebenso wie das Bauchgefühl. „Wir haben beim Aufbau sehr gut zusammengearbeitet. Wenn wir anrufen, kommt immer gleich jemand vorbei", sagt Berke. Die Fahrer bekamen Trainings von Linde, denn Elektrostapler fahren sich anders als Dieselstapler. „Am Anfang mussten sie sich etwas umgewöhnen", erinnert sich Lin. An Linde gefällt dem Logistik-Manager zudem das Flottenmanagementsystem „connect:“. „Früher hatten wir immer mal kleinere Unfälle, vor allem während der hektischen Stoßzeiten." „connect:“ erkennt das Fahrverhalten jedes einzelnen Fahrers. „So können wir Ursachen für Unfälle ermitteln und die Fahrer besser evaluieren."
Linde unterstützte ICCS auch beim Aufbau der Ladestationen, die unter einem eigens errichteten Dach neben der Rampe stehen, geschützt gegen Wind und Wetter. Seit Beate Berke im April 2016 in Shenzhen ankam, hat sie bereits zwei Taifune erlebt. „Die gesamte Rampe musste leer geräumt und alles ins Lagerhaus gebracht werden." Die Batterien im Unterstand blieben unterdessen heil.