2023-06-07

Vorsprung durch Innovationskraft & Technologie

Die KION Group und ihre Unternehmenstöchter wissen als globale Technologieführer um den Wert großer Ideen – und setzen deshalb auf eine umfassende Patentstrategie. Teil davon ist nicht nur der Schutz geistigen Eigentums, das Erschließen neuer Zielmärkte oder der Ausbau der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Sondern es geht darum, einen idealen Rahmen für Innovation zu schaffen – und den Erfindungsreichtum innerhalb des Unternehmens zu fördern. Denn eins ist klar: Auf der Suche nach den besten Ideen der Gegenwart entscheidet sich die Zukunft.

Die Ursprünge von Dematic gehen mehr als 200 Jahre zurück. Und mehr als 100 Jahre ist es her, dass die KION-Tochter Dematic unter dem Namen Demag AG erstmals Patente anmeldete. Damals war die Demag ein Zusammenschluss aus drei Maschinenbaufirmen, die ursprünglich miteinander konkurriert hatten – die älteste davon die Mechanische Werkstätte Harkort & Co, gegründet 1819 in Wetter an der Ruhr. Dort entwickelte man Dampfmaschinen, während Kranbau und Fördertechnik ihren Ursprung bei der Familie Stuckenholz hatten, die nun ebenfalls Teil des Zusammenschlusses wurden. Schon damals erkannte man: Patente sind ein essenzieller Bestandteil einer vorausschauenden Unternehmensführung.

Schon früh wurden also wichtige technische Innovationen patentiert, um Arbeitsprozesse zu optimieren und sich die Rechte für eigene Innovationen zu sichern. Auch wenn die technische Entwicklung in den vielen Jahrzehnten, die seither vergangen sind, deutlich vorangeschritten ist – das Bestreben hinter den Erfindungen ist gleich geblieben: Prozesse optimieren, Menschen entlasten, neue Lösungen finden und erfinden. Dabei beläuft sich die Anzahl der jährlichen Neuanmeldungen konstant auf ungefähr 100 Patente.

Die Idee im Herzen eines Patents

Patente sind gewerbliche Schutzrechte für Erfindungen und verhindern, dass diese unerlaubt einfach nachgebaut werden. Das macht sie nicht nur zu einem unerlässlichen Instrument der Unternehmensstrategie von Dematic, sondern auch aller anderen Marken der KION Group. Rein formal bestehen sie aus mehreren Elementen: einem bibliographischen Teil, der u.a. die Patentnummer, Angaben zum Erfinder, Inhaber und Datum der Anmeldung beinhaltet. Daran knüpfen sich die sogenannte Beschreibung mit Beispielen und die Claims an, die den Rechtsanspruch beinhalten, den man sich sichern will. Desweitern gehören zu einem Patent stets Zeichnungen, die die wesentlichen Merkmale der Erfindung grafisch darstellen. Im Herzen eines jeden Patents steckt aber vor allem eins: die eigentliche erfinderische Idee.

Voraussetzungen für eine Patentanmeldung

Damit eine Innovation Früchte tragen kann, stellt die KION Group mit den internen Prozessen ihrer Patentstrategie die richtigen Rahmenbedingungen her, um potenziell schützenswerte Erfindungen zu identifizieren und zu fördern. „Zunächst nimmt die Patentabteilung alle Erfindungsmeldungen konzernweit entgegen. Im nächsten Schritt entscheidet ein Patent-Komitee, ob die Voraussetzungen für einen Patentantrag gegeben sind“, erklärt Dr. Joachim Tödter, Senior Director Technology & Innovation und Mitglied des Patentrats der KION Marken STILL, Linde Material Handling und Dematic. Bei STILL hat er den Patentbereich mehrere Jahre lang selbst verantwortet. Tödter weiß: Die Liste dieser Voraussetzungen ist lang, lässt sich aber im Wesentlichen auf die gewerbliche Anwendbarkeit und den praktischen Nutzwert für KION herunterbrechen. „Es hat seinen Grund, weshalb beispielsweise niemand ein Perpetuum Mobile patentieren kann – es ist technisch nicht umsetzbar, weil es die physikalischen Grundsätze verletzt“, erläutert Joachim Tödter.

Eine weitere Voraussetzung ist die Neuheitsprüfung, die sicherstellt, dass es zu der jeweiligen Technologie bislang tatsächlich keine Veröffentlichungen technischer oder wissenschaftlicher Art gibt. Daran knüpft sich die Prüfung der sogenannten Erfindungshöhe an: ist ein Antrag „erfinderisch“ genug? Sind alle Voraussetzungen erfüllt, folgt auf Basis der Entscheidung des Patent-Komitees die finale Phase: „Nun entwirft der zuständige Patentanwalt eine Patentanmeldung und bleibt dabei im engen Austausch mit dem Erfinder oder dem zuständigen Team, um einen möglichst breiten wie auch tiefen Patentschutz zu realisieren“, erklärt Joachim Tödter. Nach abschließender Prüfung wird die Anmeldung offiziell beim örtlichen Amt eingereicht – und aus der Idee wird ggf. ein marktrelevantes Patent. Doch eine Frage bleibt: Woher kommen diese Ideen überhaupt?

Kundenbeziehungen als Impulsgeber

Um diese Frage zu beantworten, muss ein ganzheitlicher Blick auf den Konzern her. Als Technologieführer unterstützt KION die frühzeitige und rechtzeitige Einreichung von Erfindungsmeldungen – und zwar von allen Seiten. Projektverantwortliche im Bereich Forschung & Entwicklung (CTO, aber auch Produkt- und Projektmanager sowie Mitglieder von Global Business Solutions) sind aufgefordert, mögliche Erfindungen noch während der Entwicklungsphase zu identifizieren und an die Patentabteilung zu melden.

Die Entstehung von Patenten ist also nicht nur den Entwicklungs- und Innovationsabteilungen vorbehalten. Oft ist der Vertrieb die treibende Kraft hinter visionären Ideen. „Im Kundenkontakt entstehen häufig Patentideen – sogenannte Business Solutions. Denen liegt eine Bedürfnisanalyse zugrunde, die dann von den Erfindern formalisiert und im Anschluss intern bewertet wird“, sagt Volker Gaber, Patent Manager bei Dematic. Dann wird die neue Technologie erprobt – und zwar in ganz konkreten Anwendungsfällen bzw. Testszenarien. Besteht Verbesserungsbedarf, wird sie weiterentwickelt und verfeinert. „Die Erfindung nimmt sozusagen Gestalt an und wird gegebenenfalls durch zusätzliche Detail- und Verbesserungspatente ergänzt“, so der Patentexperte von Dematic.

Durch Patente zum Wettbewerbsvorteil

Für ein Unternehmen ist jedes gesicherte Patent ein probates Mittel, um sich in einem heiß umkämpften Marktumfeld einen Vorteil zu verschaffen. Die Patentstrategie der KION Group umfasst deshalb auch eine offensive Komponente: Marktanteile sollen gesichert und Wettbewerbern streitig gemacht werden. „Wir wollen White Spots besetzen – und arbeiten mit Hochdruck daran, diese zu identifizieren und möglichst zu besetzen“, sagt Joachim Tödter. Als White Spots bezeichnet man erfolgsrelevante Unternehmens- und Markenpositionen, die noch unbesetzt sind, aber großes Innovationspotenzial aufweisen.

Patente fungieren gewissermaßen als Eintrittskarte für solche Märkte. Hier kommen auch Kreuzlizensierungen ins Spiel – Abkommen, die es Unternehmen erlauben, Patente eines anderen zu nutzen. Noch wichtiger sind Sperrpatente: Sie verhindern Dritten den Einstieg in ein bestimmtes Marktsegment. So wird ein Handlungsspielraum geschaffen, der es erlaubt, sich führend in einem Segment zu positionieren. „Die Konkurrenz schläft nicht. Einsprüche und Klagen gegen Sperrpatente sind ein bewährtes Mittel, um die Besetzung der White Spots zu umgehen“, weiß Tödter. Die Lösung: Sogenannte Patentcluster, die Umgehungen zuvorkommen und zukünftige Entwicklungen vorausschauend abdecken. „Die Welt der Patente ist alles andere als trocken, sondern ein zutiefst dynamisches und auch ein konfliktreiches Umfeld“, sagt Volker Gaber.

Eine Frage der Anerkennung

Wo es Konflikte gibt, gibt es Sieger, und die Sieges- und Patentliste etwa der KION-Tochter Dematic ist lang. Seit den 1980er-Jahren hat sich das Unternehmen wichtige Patente bei Linear- und Kreis-Sortierern gesichert. Doch auch in anderen Bereichen hält das Unternehmen wichtige Patente. Ein Beispiel? „Allein im Bereich Accumulation – der Stauung und Sammlung sowie des Weitertransports von Fördergütern – hält Dematic eine hohe Anzahl von Patenten“, sagt Volker Gaber.

Doch entscheidend ist nicht allein die Menge an gehaltenen Patenten – denn nicht jedes ist von gleichem Wert. Bestimmte Patente haben einen nicht zu unterschätzenden Prestige-Faktor: Sie unterstreichen die Kernkompetenzen des Unternehmens. Für Volker Gaber gilt das im Fall von Dematic etwa für das Multishuttle-System: „In diesem speziellen Umfeld sind wir marktführend“, sagt er. Damit das so bleibt, schützt die Patentstrategie der KION Group die Technologien hinter den Multishuttle-Systemen vor Nachahmern.

Daneben gibt es noch einen weiteren, ganz anderen Aspekt in der Patentstrategie: Die Wertschätzung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Patente bedeuten auch immer ein Stück weit eine Würdigung der beteiligten Kolleginnen und Kollegen“, erklärt Volker Gaber: „Wenn eine Erfindung angemeldet wird, entsteht daraus eine gewisse Reputation. Darauf kann man zurecht stolz sein.“ Denn nur durch den Einfallsreichtum, den Innovationsgeist und die Erfindungskraft Belegschaft ist die KION Group zu einem weltweiten Technologieführer im Bereich der Intralogistik geworden.

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